Ratgeber für die Anschaffung eines IPL und Laser Epilationsgerätes

Medizinio Redaktion

3. Mai 2021

Einleitung

Beim Kauf eines professionellen Epilationsgerätes stehen die Anwender heute vor einer großen Auswahl von möglichen Technologien und Anbietern. Hier das beste Gerät für seine eigenen speziellen Anforderungen zu finden, ist nicht immer leicht. Dieser kurze Ratgeber soll eine Hilfe sein und Orientierung geben. Über Ergänzung oder Vorschläge freuen wir uns.

Grundlagen: Enthaarung / Epilation mittels Licht

Haare werden vom Haarfollikel gebildet. Diese Struktur liegt in der Dermis (Lederhaut) unter der Epidermis (Oberhaut). Die Follikel sind dabei besonders reich an Melanin, dem dunkeln Farbstoff der für die Farbe der Haut und des Haars verantwortlich ist. Licht erwärmt dieses Melanin stärker als das umliegende (hellere) Material. Dieser Effekt kann genutzt werden, um die Follikel gezielt zu erwärmen. Hat das eingebrachte Licht genügend Energie, so können die Follikel durch die Wärme derart geschädigt werden, dass die Haarproduktion eingeschränkt wird. Die wird für die Laser- und IPL-Epilation genutzt. Für eine erfolgreiche Behandlung ohne Nebenwirkung ist es entscheidend die Follikel so zu erhitzen und zu schädigen, dass das umliegende Gewebe nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Unterschiede zwischen Laser- oder IPL-Epilation

Grundsätzlich stehen dem professionellen Anwender bei der Epilation mit Licht verschiedene technische Möglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten sind:

• IPL
• Alexandrit-Laser
• Nd:YAG Laser
• Diodenlaser

IPL steht für Intensiv Pulsed Light, also intensive Lichtpulse. Dazu werden Blitzlampen genutzt, die ein breites Spektrum (weißes Licht) in kurzer Zeit aussenden. Dieses Licht trifft auf die Haut des Patienten und erhitzt dunkle Oberflächen mehr als helle.

Bei der Laser-Epilation wird im Gegensatz dazu nur eine Wellenlänge (die Laser-Wellenlänge) genutzt. Häufig genutzte Wellenlängen für Epilation sind 755 nm und 808 nm, da diese Wellenlänge besonders stark von Melanin absorbiert wird. Alternativ dazu wird noch 1064 nm genutzt. Diese Wellenlänge eignet sich etwas besser für dunkle Hauttypen, da dort die Gefahr besteht, das die Haut bei 808 nm Schaden nimmt.

Die Menge der Energie, welche man bei der Enthaarung in die Haut einbringt ist begrenzt, da man die Haut sonst schädigen, bzw. verbrennen würde.

IPL emittiert ein großes Spektrum, leider auch solche Wellenlängen, die das Gewebe aufheizen. Bestimmte Geräte haben Farbfilter welche die ungewollten Wellenlängen blockieren. Dies verringert aber auch die Epilations-Wirkung.

Ein Epilations-Laser emittiert nur eine Wellenlänge, welche spezifisch auf das braune Melanin (Eumelanin) wirkt und so für die Epilation wirksam ist.

So ist die Energie für beide Technologien durch die Wirkung auf die Haut begrenzt. Im Falle eines Lasers wird die Energie gezielter in das Melanin eingebracht.

Das erklärt auch warum die besten IPLs ca. 8-10 Anwendungen, preiswerte IPLs häufig über 15 Anwendungen benötigen, um den gewünschten Effekt nachhaltig zu erzielen. Im Gegensatz dazu wird mit Lasergeräten in der Regel nur 5-7 Anwendungen gebraucht.

Die besten Ergebnisse mit beiden Technologien sind bei dunkeln Haaren und heller Haut zu erreichen. Rote Haare sind für den Laser unmöglich zu adressieren, da hier keine Interaktion mit dem roten Melanin (Pheomelanin) stattfindet. Auch ganz hellblonde oder weiße Haare, besonders die Flaumhaare, haben zu wenig Farbstoff und bereiten bei der Lichtepilation Probleme, da hier kaum Farbstoff im Follikel ist. Vorsicht bei Hauttyp 5: Bei dunkelhäutigen Menschen (Hauttyp 5) ist die Melanin Konzentration in der Haut und in den Follikeln sehr ähnlich. Daher kann weder das IPL noch der Laser mit 808 nm hier eingesetzt werden. Die Alternative ist einen Laser mit der Wellenlänge 1064nm (Nd:YAG Laser) zu verwenden, mit welchem dann üblicherweise etwa 10 Anwendungen nötig sind.

Bei IPL ist keine gute Selektion der Wellenlänge möglich, daher muss in diesen Fällen die Leistung soweit reduziert werden, dass keine Schäden an der Haut auftreten. Im Extremfall ist das bei dunkelhäutigen Menschen praktisch unwirksam und kann auch bei vielen Anwendungen keinen sichtbaren Effekt erzielen.

Wirtschaftlichkeit

Hier müssen unterschiedliche Aspekte betrachtet werden:

• Anschaffungskosten
• Installation und Einweisung
• Laufende Betriebskosten
• u.U. Leasingkosten

Anschaffung:

Studien zeigen, dass moderne IPL-Geräte und moderne medizinische Lasergeräte bei Hauttypen 1-4 vergleichbare Ergebnisse erzielen. Als Daumenregel gilt aber: Bei vergleichbaren Ergebnissen zwischen Lasergerät und IPL Gerät steht auch ein vergleichbarer Preis. Ein IPL für wenige tausend Euro wird wesentlich weniger Effekt erzielen als ein Laser für 50 000 €. Ein IPL für einen solchen Preis muss sich aber auch vor keinem Laser verstecken. Gerade bei IPLs gibt es massive Unterschiede in Qualität, Wirksamkeit und Preis. Die Preise für IPLs starten bei 200 € für Geräte zur Eigenanwendung bis zum Preis einer kleinen Eigentumswohnung für den Profi. Lasergeräte für die Epilation eignen sich aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nur für professionelle Anwender und beginnen bei 30 000 € bis 35 000 €.

Installation und Einweisung:

Gerade Laser können zusätzliche Kosten durch die Installation von Sicherheitsmaßnahmen wie Warnlampen erzeugen. Hier können durchaus einige hundert Euro zusammenkommen. Die Einweisung durch den Hersteller oder Fachhändler dagegen sollte immer im Preis inbegriffen sein.

Laufende Kosten:

Die Technologien sind beim Energieverbrauch generell vergleichbar. Es lohnt sich aber bei konkreten Geräten, durchaus auch den Stromverbrauch zu vergleichen. Hier kommen über das Jahr und je Anwendung einiges an KW/h zusammen. Selbst kleine Unterschiede können sich durchaus bemerkbar machen. Bei einem Strompreis von 25 Cent je KW/h, und 1000 Stunden Betrieb im Jahr (das wären etwa 4 Stunden von Montag bis Freitag) kommt bei 1 KW Verbrauch 250 € Stromkosten dazu. Wichtig: Energieverbrauch ist nicht Ausgangsleistung. Ein Laser mit 30 W Ausgangsleistung kann durchaus 500 W „aus der Steckdose“ verbrauchen. Wenn man nicht sicher ist einfach die Spannung (i.d.R. 230 V) mit dem Strom (die Zahl vor der A für Ampere) multiplizieren. Hier haben Diodenlaser meist einen großen Vorteil da Dioden sehr sparsam arbeiten und diese Laser insgesamt beim Energieverbrauch preiswerter als IPLs oder andere Laser sind.

Verbrauchsmaterialien:

IPL Geräte und Alexandrit-Laser nutzen Blitzlampen, die regelmäßig erneuert werden müssen. Da beide Blitzlampen verschleißen, da der Lasers insgesamt weniger Zeit benötigt je Kunde, sind die Kosten bezogen auf den einzelnen Patienten / Kunden geringer. Auch hier lohnt sich aber genau nachzufragen. Der Austausch der Lampen beim Laser kostet zwischen 1000€ und 1200€. Dies kann häufig mit dem jährlichen Service gemacht werden. Dann wird häufig der Gesamtpreis etwas günstiger.

Hier ist wichtig wie viele Pulse oder Blitze die Lampe hält. Üblich sind 40 000 bis 60 000 Schuss im Einzelschussmodus, und 1 000 000 Schuss bei „in-motion“ oder „Bügeltechnik“ (auch bekannt unter "SHR"). Das hört sich vielleicht viel an, ist aber in jedem Fall weniger als 40 Behandlungsstunden.

Besonders günstig sind hier Diodenlaser, die keine Verbrauchskosten im eigentlichen Sinne erzeugen. Die Dioden halten heute in der Regel über 10 Jahre und müssen nicht ausgetauscht werden. Auch bei Diodenlasern muss aber Wasser und Filter für den Kühlkreislauf gewechselt werden und einmal jährlich die STK durchgeführt werden. Neuerdings gibt es auch Dioden, die die Wellenlänge des Alexandrit-Lasers 755nm abgeben und damit beide Vorteile (hohe Wirksamkeit und geringe Kosten) vereinen. Aber auch die bei Epilationslasern üblicherweise verwendete Diode mit 808 nm ist sehr wirksam und meist in der Anschaffung günstiger.

Service:

Der jährliche Service, bei dem die elektrische Prüfung durchgeführt wird, kostet zwischen 600€ und 800€. Wenn eine besonders weite Fahrtstrecke berechnet wird, kann es lohnen, einen Service in der Region zu suchen.

Weitere Aspekte:

Da sich die Wirksamkeit des Gerätes mit dem Hauttyp des Klienten verändert, sollte die Art des Gerätes auf die Kunden abgestimmt sein. Ist ein guter oder sogar überwiegender Teil der Kunden von einem dunkeln Hauttyp, so kann sich die Anschaffung eines Lasergerätes mit einer entsprechenden Wellenlänge lohnen. Dies bedeutet auch, dass Kunden mit helleren Hauttönen häufiger kommen müssen. In diesem Fall kann es von Vorteil sein, Geräte mit zwei Wellenlängen anzuschaffen.

Laser sind in der Regel teurer in der Anschaffung als IPL-Geräte. Betrachtet man die kleinere Anzahl der notwendigen Behandlungen, muss der Betreiber des Lasers unbedingt den Preis der einzelnen Behandlung daran anpassen. Für den Patienten / Kunden bleiben die Gesamtkosten für die Epilation gleich, der Erfolg ist aber schneller erreicht. Auf der anderen Seite ist die Behandlung entsprechend teurer und muss dem Kunden auch entsprechend angeboten werden.

Der Vorteil für den Betreiber ergibt sich ein Vorteil dadurch, dass auf dem gleichen Gerät in der gleichen Zeit mehr verdient werden kann. Dies setzt aber eine sehr gute Auslastung des Gerätes voraus.

Für Neugründer ergibt sich also unbedingt die Frage nach der zu erwartenden Kundenzahl.

Beispiel einer Wirtschaftlichkeitsrechnung:

Kundenkomfort:

Die reinen Kosten dürfen aber nicht die Kaufentscheidung bestimmen. Besteht der Kundenstamm zu einem großen Teil aus Typ IV und V, kann die Anschaffung eines Nd:YAG durchaus auf lange Sicht von Vorteil sein. Dazu müssen die Kunden die Ergebnisse schätzen und der Prozess darf nicht zu unangenehm sein. Die Impulse mit hoher Energie können schmerzhaft sein, je nach behandelter Region.

Um nicht in einem Impuls die gesamte Energie in die Haut einzutragen, kann man diese auch langsamer durch mehrere Pulse summieren. Diese Möglichkeit gibt es bei einigen Geräten, die dann den Puls mit geringerer Leistung öfter wiederholen. Dadurch kühlt die Hautoberfläche immer wieder ab, während in der Tiefe, in welcher die Haarwurzeln sitzen, sich die notwendige Temperatur langsam aufbaut. Solche Verfahren sind weitgehend schmerzfrei, benötigen aber mehr Behandlungszeit. Trotzdem sollte man beim Kauf auf eine solche Option achten. Aus dieser Überlegung haben sich dann auch die „In-Motion“ Technologien entwickelt. Dabei werden ebenfalls viele Pulse in hoher Frequenz (z.B. 10Hz) abgegeben und das Handstück über ein vorgegebenes Feld bewegt, bis die eingestellt Energiemenge auf diese Fläche appliziert wurde.  Der Vorteil gegenüber der Einzelpuls-Methode, bei der das Handstück nach jedem Puls versetzt wird, ist, dass man weniger dazu neigt, Stellen auszulassen. Beim Einzelpuls „Stempeln“ wird oft nicht richtig angesetzt, bzw. es wird nicht überlappt, so dass später kleine Streifen mit Haarwachstum übrig bleiben können.

Zusammenfassung:

Alle Epilationstechniken mit Licht haben Grenzen. Bei guter Auslastung des Gerätes lohnt sich ein Laser wirtschaftlich meistens eher, da ein etwas höherer Preis für eine Laserbehandlung gerechtfertigt ist und auch von den Kunden akzeptiert wird. Die Sessions sind kürzer und weniger. Auf der anderen Seite ist das IPL in der Anschaffung in der Regel etwas preiswerter, benötigt weniger Sicherheitsmaßnahmen und ist im Betrieb günstiger. Wenn Epilation kein Kerngeschäft sein soll, sondern nur ein komplementärer Service sein soll, kann ein gutes IPL die richtige Wahl sein. Gibt es genügend Epilationskundschaft (ab etwa 150 Kunden pro Jahr) ist der Laser wirtschaftlich häufig im Vorteil. Dies kommt auch auf die Kosten und Kundenstruktur an.

Wir hoffen der Ratgeber hilft Ihnen bei der Suche. Der Artikel erhebt, trotz sogfältiger Recherche, keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Wenn Sie einen Fehler finden, so lassen Sie es uns wissen, wir korrigieren dies dann bald möglichst.

Wir erstellen für Sie gerne eine individuelle Wirtschaftlichkeitsrechnung. Fragen Sie bei info@medizintechnikmarkt.de nach unserem Fragebogen für die Wirtschaftlichkeitsrechnung.

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